Gießen, 10.10.2025 (PresseBox) – Mehr als 3,5 Tonnen hievt ein Kran an einem kühlen und regnerischen Morgen vom Hof des Friedberger THM-Campus auf einen Lastwagen mit ukrainischem Kennzeichen. Schon wenige Tage später wird die Last in der Ukraine wieder von der Ladefläche gehoben: Ein ausgemustertes, aber voll funktionsfähiges Blockheizkraftwerk soll den vierten Kriegswinter erträglicher machen.
In den vergangenen knapp 20 Jahren hat das Blockheizkraftwerk (BHKW) im Technik-Gebäude der THM den Friedberger Campus mit Wärme und Strom versorgt. Rund 500 Kilowatt leistet der stets gut gewartete Motor des Herstellers MAN – durch die Energiewende und das Ziel der Landesregierung, bis 2030 CO2-neutral zu werden, war das Ende seines Einsatzes an der Hochschule aber besiegelt.
Einerseits ist so ein Tausch gewöhnliche Fördermittel-Bürokratie: Förderantrag, Genehmigung durch das Hessische Wissenschaftsministerium, Zuwendungsbescheid über 75 Prozent des rund eine Million Euro teuren Vorhabens. Andererseits die Frage: Was tun mit einer funktionierenden Heizung? Die Universität Kassel diente als Vorbild, sie spendete im Mai ihr altes BHKW an die Ukraine – es war überflüssig geworden, weil die Universität an das Fernwärmenetz der Stadt angeschlossen worden war.
Organisiert hatte die Spende damals Heinz W. Jordan. Und auch in Friedberg war der engagierte Ukraine-Unterstützer im Boot. Ehrenamtlich plant er Projekte in den Bereichen Energietechnik, Medizintechnik oder Feuerwehr, wurde dafür bereits 2023 durch die Landesregierung als „Menschen des Respekts“ ausgezeichnet. Mehr als 15 BHKW hat er bereits in das überfallene Land vermittelt – meist unterstützt, auch finanziell, durch das hessische Innenministerium. Es war auch in Organisation und Finanzierung des Transports der Friedberger Heizung eingebunden. Der ukrainische Generalkonsul Vadym Kostiuk begleitete das Vorhaben. „Wir sind stolz, einen kleinen Beitrag zur Unterstützung der Ukraine leisten zu können“, sagt der für die strategische Bauplanung zuständige Vizepräsident Prof. Dirk Metzger. Insbesondere lobt er die Arbeit des Facility Managements: „Alle Handwerker am Campus Friedberg haben mit angepackt und das große, schwere Aggregat ohne fremde Unterstützung aus dem Gebäude geschafft.“
Das BHKW wird bereits in einer Kleinstadt im Großraum Lviv installiert – genaue Details können bei Projekten dieser Art nicht bekanntgegeben werden, um die Spende nicht umgehend Ziel eines russischen Drohnenangriffs zu machen. „Natürlich helfen wir gerne wieder, wenn sich die Gelegenheit bietet“, sagt Metzger. Und ergänzt: „Noch mehr hoffen wir, dass Frieden in der Ukraine einkehrt und wir beim Wiederaufbau unterstützen können.“
Der alte Platz des Blockheizkraftwerks in der Friedberger Heizzentrale wird derweil nicht lange frei bleiben: In den nächsten Monaten wird eine ähnlich dimensionierte Luft-Wasser-Wärmepumpe installiert. Sie kann etwa 75 Prozent des Wärmebedarfs am Campus decken. Der Rest wird mit einem bestehenden, gasbefeuerten Heizkessel gedeckt.