Aachen, 27.06.2024 (lifePR) – Elementarschadensversicherungen sind häufig überteuert. Wer am Ufer von Main, Mosel und co. wohnt, muss exorbitante Beiträge bezahlen, wenn er sich vor Hochwasser schützen soll.
In der Politik ist die Idee aufgekommen, eine solidarische Pflichtversicherung gegen Elementarschäden einzuführen, schon um die Last durch Hochwasserschäden gerechter zu verteilen. „Die Frage nach einem besseren Schutz der Bevölkerung stellt sich allemal, da eins der sechs Umweltziele gemäß EU-Taxonomie die Anpassung an den Klimawandel ist. Hier hat der Staat eine Fürsorgepflicht“, so Dr. Carsten Zielke, Geschäftsführer der Zielke Research Consult Gmbh. Zielke sieht hierin eine Verpflichtung der Gemeinschaft, die sich aus Art. 20 GG (Sozialstaatsprinzip) ergibt.
Das französische Modell ist eine Alternative
Um eine effiziente Alternative zu einer Pflichtversicherung zu sehen, bietet sich der Blick ins Nachbarland Frankreich an. Das französische Modell integriert die Elementarschadenversicherung als obligatorischen Bestandteil jeder Sachversicherung, was eine breite Abdeckung und niedrige Prämien ermöglicht. Darüber hinaus wird das System durch eine staatliche Rückversicherung unterstützt, die finanzielle Stabilität gewährleistet. Zusätzlich unterstützt der Staat die Versicherer durch einen Rückversicherer mit Staatsgarantie. Die durchschnittlichen Kosten für eine Elementarschadenversicherung betragen nur 26 Euro im Jahr und decken 98 % der Haushalte ab. Seit der Einführung musste die Staatskasse nur einmal mit 263 Millionen Euro eingreifen.
Hierzu gehört auch die Prävention, um Schadensereignisse soweit möglich zu vermeiden. Ein Werkzeug für die Versicherer ist die Lobelia.Climate Plattform. Sie unterstützt die Bewertung wesentlicher Umweltgefahren, die physische und natürliche Vermögenswerte beeinflussen könnten. Zu diesen Gefahren zählen extreme Temperaturen, extreme Niederschläge, Dürren, Überschwemmungen, Anstieg des Meeresspiegels, extreme Wellen, starke Winde, Waldbrände und Flussabflüsse. Durch diese umfassende Methodik und die Nutzung hochauflösender Klimamodelle wird eine realistische und präzise Abschätzung der zukünftigen klimatischen Risiken ermöglicht, die essenziell für die Planung und das Management von Vermögenswerten ist.
Das Ganze könnte noch kostengünstiger gestaltet werden, wenn das französische Modell auf ein europäisches ausgebaut würde, das auch die Herausgabe von Katastrophenbonds mit einschließt.
Abschließend lässt sich sagen, dass eine Kombination aus präzisen Klimavorhersagen, modernisierten Risikomodellen und einem durchdachten Versicherungssystem erforderlich ist, um eine nachhaltige und umfassende Absichezielkerung gegen Naturkatastrophen zu gewährleisten. Diese Maßnahmen würden nicht nur die wirtschaftliche Belastung der Betroffenen minimieren, sondern auch den Staatshaushalt langfristig entlasten.
Elementarschäden beinflussen Solvenz der Versicherer
Elementarschäden haben auch ihren Einfluss auf die Solvenz der Versicherer und die Entwicklung der Prämien. Die Zielke Research Consult GmbH hat die öffentlich zugänglichen Berichte über Solvabilität und Finanzlage (Solvency and Financial Condition Report, SFCR) von 116 deutschen Schadenversicherungsunternehmen analysiert. Diese Unternehmen hatten im Geschäftsjahr 2022 gebuchte Bruttoprämien von jeweils über 50 Mio. Euro. Im Jahr 2021 wuchsen die Prämien um 4,5 %, was über der Inflationsrate von 3,1 % lag. Im Jahr 2022 betrug das Prämienwachstum 5,1 %, lag aber unter der Inflationsrate von 6,9 %. Die Sachversicherung, die die größte Beitragsstärke hat, verzeichnete überdurchschnittliche Wachstumsraten, während die Prämien in den Kfz-Versicherungen um weniger als 2 % stiegen, was auf ein stark umkämpftes Wettbewerbsumfeld hinweist.
Die Gesamtschadenzahlungen stiegen im Jahr 2022 um 9 %, wobei die Wachstumsraten zwischen den Sparten stark variierten. Kredit- und Kautionsversicherungen verzeichneten das stärkste Wachstum. In den Kfz-Versicherungen erhöhten sich die bereits 2021 hohen Combined Ratios weiter aufgrund hoher Schadeninflation und niedrigem Prämienwachstum.
Die Abwicklungsergebnisse zeigen seit 2016 mit einer Ausnahme in 2020 im Schnitt Negativzahlen aus. Das bedeutet, dass die Schäden im Schnitt höher waren als ursprünglich angenommen. Der Median liegt allerdings nahe Null, womit einige Gesellschaften hier besonders schlecht, andere besonders gut abschneiden. Die Kombination aus Negativergebnissen und nicht hoher Solvenz wäre kritisch zu betrachten.
Die Studie ist unter https://www.zielke-rc.eu/…