Tauberbischofsheim, 12.12.2023 (PresseBox) – In Tauberbischofsheim, bei der Firma Mott Mobile Systeme, die für ihre Bühnen-, Event- und Industrietechnik sowie ihr unternehmerisches Ethos bekannt ist, hat sich im August 2023 eine außergewöhnliche Geschichte von Menschlichkeit und Mut abgespielt. „Ich bin sehr daran interessiert, diese positive Erfahrung mit anderen Unternehmern zu teilen. Es ist mir ein Anliegen, andere Unternehmer zu inspirieren und vor allem zu zeigen, dass bürokratische Herausforderungen nicht als unüberwindbare Grenzen, sondern als überwindbare Hindernisse betrachtet werden sollten, vor allem, wenn es um Menschlichkeit geht“, sagte Geschäftsführer Jürgen Junker, als er am Donnerstagnachmittag vergangener Woche seinen Mitarbeiter Herrn S. ,dessen kürzlich konstituierte Famile sowie Personaldienstleister Florian Meyle auf einen Kaffee zur Firma Mott einlud.
Die Protagonisten dieser Geschichte sind Herr S. und seine Familie, die nach monatelanger Flucht endlich wieder Hoffnung am Horizont sehen. Gemeinsam mit dem Personaldienstleister Florian Meyle hat sich die Firma Mott in diesem Jahr entschlossen, dem Ehepaar nicht nur Asyl, sondern auch eine Zukunft zu bieten.
"Für uns war das mehr als eine Einstellungsentscheidung", erklärt der Geschäftsführer. "Es war ein Akt des Glaubens an die Menschlichkeit und an unsere Fähigkeit, etwas zum Positiven zu verändern.
„Wie schnell sich diese Geschichte zu einer echten Chance entwickelt hat, und zwar nicht nur für die Familie, sondern auch für das Unternehmen, einen qualifizierten Mitarbeiter zu gewinnen und ihm eine Chance für die Zukunft zu geben, das muss ich noch etwas näher erläutern“, erklärt Florian Meyle.
Herr S. kam Mitte des Jahres nur mit einer Aufenthaltsgenehmigung in das Büro des Personalmanagers und versuchte, sich mit Hilfe einer Übersetzungs-App mit Herrn Meyle zu verständigen. Schnell wurde klar, dass der Vater der jungen Familie, die mit seiner damals im siebten Monat schwangeren Frau vom Iran über die Türkei, Montenegro und dann teilweise mehrere hundert Kilometer zu Fuß nach Deutschland geflohen war, keine Arbeitserlaubnis hatte. In der Regel, so Meyle, sei es dann auch nicht möglich, als Personalvermittler oder Brückenbauer, wie er sich selbst bevorzugt nennt, tätig zu werden, allein schon aufgrund der Gesetzeslage. Oft sei es üblich, auch wenn man sich bemühe zu helfen, die Betroffenen wieder wegzuschicken und auf eine Arbeitserlaubnis zu warten.
Neugier, Offenheit und auch das Bedürfnis zu erfahren, was hinter der Geschichte des Menschen auf der anderen Seite des Tisches steckt, veranlassten Meyle dennoch zu fragen, ob Herr S. Erfahrungen in der Metallverarbeitung habe. Schnell stellte sich heraus, dass es sich bei ihm eher um einen Schlosser handelt, der mit Roboterschweißgeräten vertraut ist und das Handwerk des Schweißens beherrscht. „Auf der einen Seite haben wir hier befähigte, potentielle Mitarbeiter , auf der anderen Seite klagen wir über den Fachkräftemangel in Deutschland, und da saß ein Mann vor mir, der sich bemüht, seiner Familie eine sichere Zukunftsperspektive zu bieten. Für mich war klar: Hier muss schnell gehandelt werden. Und so habe ich Herrn Junker angerufen und ein „Probeschweißen“ vereinbart, um die handwerklichen Fähigkeiten zu überprüfen, aber auch um gemeinsam mit dem Betrieb nach einer Lösung für die Familie zu suchen.
Zu diesem Zeitpunkt und auch heute wohnt die Familie noch in einer Gemeinschaftsunterkunft. Ich wusste, dass die Familie Junker auch ein hohes soziales Engagement in den Betrieb einbringt und dass ich dafür auch die volle Unterstützung brauchte, um dieser Familie Arbeit und eine Perspektive geben zu können. Als es dann zum Probeschweißen kam, ging auch in der Schlosserei der „Daumen“ des Abteilungsleiters für die handwerklichen Fähigkeiten schnell nach oben!“.
Mit dieser positiven Einstellung begann das Unternehmen noch am selben Tag gemeinsam mit Herrn Meyle, der bereits die behördlichen Anträge mitgebracht hatte, die komplexe Bürokratie zu navigieren, um eine Arbeitserlaubnis für den iranischen Mitarbeiter zu sichern. Für alle Beteiligten war klar, dass jetzt pragmatisch und sofort gehandelt werden musste. Große Dankbarkeit gilt hier auch dem Engagement der Ausländerbehörde Bad Mergentheim, die im Eilverfahren die Unterlagen prüfte und es überhaupt erst möglich machte, dass Herr S. schließlich schon am 11. September mit der erteilten Arbeitserlaubnis seine neue Stelle bei der Firma Mott antreten konnte.
Das Beispiel der Familie sei zwar kein Einzelfall, aber das Miteinander und das Verständnis, dass Unternehmertum vom Machen und Tun komme, sowie die Bedarfslage im eigenen Unternehmen zu erkennen und daraus aktiv eine Chance zu entwickeln, sei selten, so Meyle.
Dass das Engagement und der Einsatz für die Familie nicht an der Schwelle der Produktionshalle endete, sondern ein Arbeitsvertrag mit Entwicklungschancen auch im Bereich der IT-Infrastruktur geschaffen wurde, verbunden mit einer direkten Wohnungssuche für die Familie, ist zumindest für Familie Junker und die Firma Mott eine Selbstverständlichkeit, gerade wenn es um zukunftsorientiertes Handeln, die Integration von Fachkräften mit Migrationshintergrund und wie in diesem Fall einer Familie geht, die wie viele andere Flüchtlingsfamilien zu einem Neuanfang in der Ferne gezwungen ist.
Im Austausch mit dem jungen Ehepaar machte Herr S. auch bewusst, dass es ein steiniger Weg war, hier in Deutschland anzukommen. „Wir fühlen uns jetzt etwas sicherer, seit wir hier Arbeit haben, seit ich hier zu Mott kommen konnte. Ich bin glücklich, wenn wir wieder lachen können die Familie mir zeigt, dass es Ihnen auch gut geht“, so der Familienvater.
Als er am Ende des bewegenden Nachmittags mit seiner Familie eingeladen wird, uns seinen Arbeitsplatz zu zeigen, lässt es sich Herr S. nicht nehmen, noch einmal die Schweißausrüstung anzulegen und in Aktion zu treten.
Sowohl Geschäftsführer Jürgen Junker als auch Herr Meyle richten zum Abschluss klare Worte an die Unternehmerschaft: „Deutschland steht vor einer einmaligen Chance, die sich aus unseren Kernstärken ergibt. Trotz gelegentlicher Herausforderungen haben wir eine robuste Demokratie, ein freiheitliches politisches System und stehen vor einem deutlichen Fachkräftemangel. Diese Situation sollte uns nicht dazu verleiten, bürokratische Hürden als unüberwindbare Hindernisse anzusehen. Vielmehr sollten wir sie als Herausforderungen begreifen, die es aktiv zu bewältigen gilt, um neue Chancen für unsere Gesellschaft und unsere Arbeitswelt zu eröffnen.
Text verfasst von Rebecca Kimmig (Storytellerin Content Creation UG)