Miltenberg, 28.11.2023 (lifePR) – Aktien von Unternehmen aus dem Wasserstoffsektor leiden seit Beginn des Inflationsanstiegs im Frühjahr 2021 unter gestiegenen Kapitalmarktrenditen, in denen sich eine entsprechende Risikoaversion der Investoren widerspiegelt. Mittlerweile sind die Kurse ausgebombt, und die Aussicht auf ein Ende der Zinserhöhungen scheint langfristig orientierten Anlegern attraktive Einstiegsmöglichkeiten zu bieten. Carmen und Gerd Junker, Portfoliomanager des GG Wasserstoff, geben im Interview Einblick in die reale Welt der Zukunftstechnologie, deren Wachstum unverändert anhält.
FondsSuperMarkt: Aktien von Wasserstoff-Unternehmen sind in diesem Jahr noch einmal kräftig unter die Räder gekommen. Wo liegen aus Ihrer Sicht die wichtigsten Ursachen für diese Entwicklung?
Carmen Junker: Die Entwicklung der Aktien von Wasserstoff-Unternehmen im Jahr 2023 kann auf verschiedene Faktoren zurückgeführt werden:
- Ökologischer und ökonomischer Wandel: Die Welt befindet sich in einem ökologischen und ökonomischen Wandel, geprägt von großen Unsicherheiten des Kriegs in der Ukraine und dem Konflikt um Palästina. Wir erleben eine Transformation in der Energiepolitik und der Art und Weise, wie wir Mobilität definieren und erleben.
- Risikoaversion und Zinsanstieg: Die Aktien von Wasserstoffunternehmen haben unter der gestiegenen Risikoaversion und dem Zinsanstieg gelitten. Diese Faktoren haben dazu geführt, dass insbesondere Small- und Midcaps Mittelabflüsse zu verzeichnen hatten, weil Anleger vorsichtiger wurden und sich von risikoreicheren Anlagen wie Wasserstoffaktien abgewendet hatten.
Es ist wichtig zu beachten, dass man trotz der aktuellen Herausforderungen an der Börse immer noch optimistisch in Bezug auf die langfristigen Aussichten für Wasserstoffaktien sein kann. Wasserstoff ist einer der Schlüssel zur Dekarbonisierung, und der Wasserstoffmarkt steht an der Schwelle zu bedeutendem Wachstum.
FondsSuperMarkt: Der GG Wasserstoff konnte sich in der aktuellen Baisse deutlich besser als beispielweise ETFs entwickeln, die Wasserstoff-Aktienindizes abbilden. Ist diese Outperformance Ihrer Titelauswahl, einer höheren Liquiditätsquote oder dem Einsatz von Terminsicherungen zu verdanken?
Carmen Junker: Es hat mehrere Ursachen, zum einen ist anzuerkennen, dass in spezifischen Märkten aktives Management häufig besser ist, als passiv zu investieren. Der Einsatz von Derivaten oder Terminsicherungen wurde nicht vorgenommen, da sich der Wasserstoffsektor oftmals atypisch zu den großen Indizies verhält. Die Cashquote im GG Wasserstoff diente zwischenzeitlich als taktische Allokation, um größere Drawdowns abzufedern. Darüber hinaus ist es sicher hilfreich, die Unternehmen des Wasserstoffsektors genau zu analysieren, denn nicht jede gut klingende Story ist durch Fakten hinterlegt.
FondsSuperMarkt: Haben Sie im Zuge der Baisse strategische Änderungen am Anlagekonzept des Fonds vorgenommen?
Carmen Junker: Strategische Änderungen wurden nicht vorgenommen, nach wie vor investiert der GG Wasserstoff weltweit aktiv entlang der gesamten Wertschöpfungskette des Wasserstoffs.
FondsSuperMarkt: In einem jüngst an anderer Stelle veröffentlichten Interview haben Sie erklärt, dass Pure Player, also Aktien, die ausschließlich im Wasserstoffbereich tätig sind, mittlerweile 80% günstiger als zu ihren Höchstkursen bewertet seien. Beziehen Sie sich mit dieser Aussage auf das Kurs-Umsatz-Verhältnis? Wie sieht es angesichts gestiegener Finanzierungskosten mit der Profitabilität der Portfoliounternehmen aus?
Gerd Junker: Das ist als ungefährer durchschnittlicher Wert zu verstehen, der sich ja auch auf eine ganze Reihe von Aktien bezieht. Die Kurse sind seit den absoluten Höchstständen bei den Pure Playern häufig 80 bis 90 Prozent zurück gegangen. Wenn man davon ausgeht, dass die Unternehmen seit Ihren Höchstkursen im Durchschnitt mindestens ihren Wert gehalten haben, sind die genannten 80 Prozent sogar noch untertrieben. In Wirklichkeit haben die meisten Pure Player ihren Unternehmenswert gesteigert, so dass man sogar noch günstiger einkaufen kann.
FondsSuperMarkt: In welchem Bereich der Wertschöpfungskette entstehen die höchsten Finanzierungskosten? Wie müssen sich Investoren konkret die Finanzierung großer Wasserstoffprojekte vorstellen?
Gerd Junker: Das ist in aller Regel eine Mischung aus verschiedenen Finanzierungsformen. Bei staatlichen Großprojekten wie Neom in Saudi-Arabien hat die staatliche Finanzierung einen großen Anteil. Aber auch Großkonzerne wie Air Liquide setzen viel eigenes Kapital ein, um Projekte zu realisieren. Fremdfinanzierung durch Banken, Versicherungen oder Pensionskassen ist praktisch auch immer mit dabei. Dazu hat der Wasserstoff-Vorreiter Fortescue zum Beispiel gerade erst ein Tochterunternehmen in New York gegründet, das sich ausschließlich um die Finanzierung von Projekten kümmert.
FondsSuperMarkt: Welche Rolle spielt der dies- und jenseits des Atlantiks stark gesunkene Erdgaspreis für den Wasserstoffsektor?
Carmen Junker: Bislang wird ein großer Teil des weltweit eingesetzten Wasserstoffs durch Dampfreformierung von Erdgas hergestellt, daher fließt der Erdgaspreis in die Kalkulationen der Unternehmen ein.
FondsSuperMarkt: Deutschland und Großbritannien waren per Ende Oktober die wichtigsten Länder im Fondsportfolio. Angesichts der hierzulande geführten gesellschaftlichen Debatte um einen Reformstau und den kranken Mann Europas verwundert diese Gewichtung. Ist sie nur wenigen großen Einzelpositionen zuzuschreiben, oder gibt es auch makroökonomische Gründe für den Standort Deutschland?
Carmen Junker: Die höhere Gewichtung Deutschlands ist ausschließlich aufgrund von gut postionierten deutschen Wasserstoffunternehmen entstanden. Makroökonomisch fällt es schwer, Deutschland hoch zu gewichten, dieser Aspekt fließt nicht mit ein.
FondsSuperMarkt: Wie sieht die Lage der Wasserstoffwirtschaft in den USA aus? In welcher Umsetzungsphase befindet sich der Inflation Reduction Act, mit dem die US-Regierung vor allem auch die nationale Energie- und Klimawende finanzieren will?
Carmen Junker: Die Wasserstoffwirtschaft in den USA kommt langsam in Fahrt. Die US-Regierung hat zahlreiche Förderprogramme aufgelegt, um die heimische Wirtschaft anzukurbeln, insbesondere im Bereich grüner Technologien. Der grüne Wasserstoff erhält beispielsweise eine Steuergutschrift von bis zu 3 $ pro Kilogramm. Viele Steuererleichterungen gelten bis 2032. Die USA wollen bis 2050 ihre Netto-CO2-Emissionen auf Null fahren, und dazu soll auch der Aufbau einer integrierten Wasserstoffwirtschaft beitragen. Nach Einschätzung der Fuel Cell & Hydrogen Energy Association (FCHEA) könnte die Wasserstoffwirtschaft bis 2050 den gesamten Kohlendioxidausstoß der Vereinigten Staaten um 16 Prozent verringern.
Der Inflation Reduction Act (IRA) wurde im August 2022 vom US-Kongress verabschiedet. Das Gesetz stellt geschätzte 369 Milliarden Dollar für Investitionen in den Klimaschutz über einen Zeitraum von zehn Jahren zur Verfügung. Die im IRA enthaltenen Klimaschutzinvestitionen sind die in der Geschichte der USA größte Beteiligung an einer klimaorientierten Transformation der US-Wirtschaft und Gesellschaft. Die Investitionen sollen hauptsächlich über Steuervergünstigungen (Tax Credits), Zuschüsse und Darlehensbürgschaften für nahezu alle erdenklichen Klimaschutzmaßnahmen fließen.
FondsSuperMarkt: Chinesische und indische Aktien scheinen nach wie vor nicht im Fonds enthalten zu sein. Hat sich die Rolle beider Länder für die Entwicklung der Wasserstoff-Technologie und deren Verwendung im zu Ende gehenden Jahr verändert?
Gerd Junker: Besonders der chinesische Wasserstoffmarkt ist grundsätzlich interessant, da dort viel investiert und umgesetzt wird. Der Fonds hält deshalb auch chinesische Werte, derzeit gut drei Prozent des Fondsvermögens. Aber: der Schutz des Vermögens der Anleger ist wichtig und ein zentraler Gedanke bei jeder Geldanlage. Die aktuelle Diskussion um De-Coupling sowie die mangelnde Transparenz sowie die unklaren staatlichen Einflussnahmen verbieten ein höheres China-Exposure. Der Fonds steht darüber hinaus als Artikel-8-Fonds für ethisch-ökologisches Investment. Viele chinesische Unternehmen sind deshalb grundsätzlich nicht investierbar.
Fondsdetails: GG Wasserstoff R
ISIN DE000A2QDR59
WKN A2QDR5
Fondskategorie Themenfonds / Aktienfonds
Ausgabeaufschlag 5,00% (FondsSuperMarkt-Rabatt 100%)
Ertragsverwendung Thesaurierend
Laufende Kosten 2,43 % (inkl. Transaktionskosten)
Performancegebühr 10 % (High-Water-Mark), begrenzt auf maximal 15% des Nettoinventarwerts
Auflegung 15.12.2020
Fondsvolumen 79,24 Mio. EUR (per 31.10.2023)
Performance seit Auflage -46,25 %/-19,42 % p.a. (per 31.10.2023)
Risiko- und Ertragsprofil (SRI) 5 von 7
Über Grünes Geld
Die Grünes Geld GmbH (Vertriebsstelle) und das Schwesterunternehmen Grünes Geld Vermögensmanagement GmbH (Berater des Fonds) mit Sitz in Aschaffenburg sind Vorreiter der nachhaltigen Geldanlage. Die beiden Gründer und Geschäftsführer Carmen und Gerd Junker setzen sich seit rund 20 Jahren dafür ein, dass die Geldanlage nachhaltig, ökologisch und sozial korrekt aufgestellt ist. Das Themengebiet Cleantech spielt für Gerd Junker seit über 15 Jahren eine zentrale Rolle im Asset-Management. Dabei kombiniert er als Diplom-Ingenieur für Elektrotechnik und Diplom-Wirtschaftsingenieur sein Wissen aus der technischen Welt mit seiner Expertise als Asset-Manager.