Unterschleißheim, 10.01.2024 (PresseBox) – Wie kam es zu Ihrer Ernennung als Geschäftsführer?
„Nach meinem Studium zum Diplom-Ingenieur (FH) an der Hochschule München begann ich 2010 im Familienunternehmen IMM Photonics zu arbeiten, dass meine Eltern 1992 gegründet hatten. Ich arbeitete zunächst als Entwicklungsingenieur, merkte aber schnell, dass ich weder die Begabung noch die Neigung für den Ingenieurberuf hatte. Mir liegt eher der Umgang mit Menschen. Und dank meines wissenschaftlichen Hintergrunds verstand ich auch, wie unsere Technologie dazu beitragen kann, die Bedürfnisse unserer Kunden zu erfüllen. Daher wechselte ich nach sechs Monaten in den Vertrieb und wurde 2015 Leiter für Vertrieb und Marketing. 2016, als meine Eltern kurz vor davor waren, in den Ruhestand zu gehen, setzten sie sich mit mir zusammen und fragten mich, ob ich daran interessiert wäre, das Unternehmen weiterzuführen. Ich wurde keineswegs unter Druck gesetzt. Sollte ich zustimmen, würden meine Eltern alles tun, um mich zu unterstützen, und sollte ich ablehnen, würden sie über den Verkauf des Unternehmens nachdenken müssen. Die Arbeit machte mir Spaß, und obwohl ich erst Ende zwanzig war, nahm ich die Herausforderung dankbar an und begann, mich auf meine zukünftige Rolle als Geschäftsführer vorzubereiten. Dazu musste ich mich mit den Bereichen Finanzen, IT und Personalwesen vertraut machen, für die meine Mutter zuständig war. Gleichzeitig arbeitete ich eng an der Seite meines Vaters, der für die Produktentwicklung, den Bereich Forschung und Entwicklung sowie die Fertigung verantwortlich war. Als meine Mutter im Jahr 2020 in den Ruhestand ging, wurde ich gemeinsam mit meinem Vater Geschäftsführer, und als er dann drei Jahre später ebenfalls in Rente ging, übernahm ich die alleinige Verantwortung für das Unternehmen.“
Wie hat sich das Unternehmen entwickelt?
„Als meine Eltern das Unternehmen 1992 gründeten, war der ursprüngliche Plan meines Vaters, Messtechnik für den Medizinbereich herzustellen. Das erwies sich jedoch als schwierig, und so stieg er in den Vertrieb von Laserdioden, Linsen und anderen optischen Komponenten ein. Auf dieser Grundlage bauten wir unseren Kundenstamm ausbauen, die Bedürfnisse der Kunden kennen lernen und schnell eigene Produkte entwickeln. Wir produzieren hauptsächlich Laserdiodenmodule, Laserkollimatoren, Faseroptik sowie fasergekoppelte Komponenten und haben unser eigenes optisches Fasertestgerät entwickelt. Seit kurzem stellen wir auch Systemlösungen her, d. h. nicht nur einen einzelnen Laserkollimator oder ein Modul oder eine Glasfaserkupplung, sondern auch die Komponenten ringsum, d. h. mehr Elektronik, Software und so weiter. Und fast alles ist eine Sonderanfertigung. Heute beschäftigen wir rund sechzig Mitarbeiter*Innen. Etwas mehr als zwanzig Mitarbeiter*Innen arbeiten an unserem Hauptsitz in Unterschleißheim bei München, wo die Produktentwicklung, der Bereich Forschung und Entwicklung, der Vertrieb, die Auftragsabwicklung und der strategische Einkauf sowie die Abteilungen Marketing, IT und Personalwesen angesiedelt sind. Weitere 35 Mitarbeiter*Innen arbeiten an unserem Produktionsstandort in Teisnach, in der Nähe der Technischen Hochschule Deggendorf, wo wir Zugang zu den neuesten Erkenntnissen der Mess-, Fertigungstechnik und Prozessentwicklung haben. Für einen optimalen Wissenstransfer stehen wir mit den am Technologiecampus ansässigen Firmen in engem Austausch und können so von vielfältigen Synergien profitieren. Wir verfügen über Vertriebshändler in Großbritannien, den USA, China, Japan und Korea, aber der Großteil unseres Geschäfts konzentriert sich auf Europa und Nordamerika. Unsere Hauptmärkte sind Laser- und optoelektronische Systeme für die industrielle Sensorik, Schimmelpilzerkennung, Gasdetektion und Materialbearbeitung, optische Technologien zur Unterstützung der medizinischen Forschung, Analytik und Therapie sowie Faseroptik für schnelle optische Datenübertragung, Glasfaserinstallation und -prüfung.“
Wie kam es dazu, dass Sie ursprünglich als Vertriebsunternehmen zur Herstellung Ihrer eigenen Produkte übergegangen sind?
„Alles begann mit Anfragen von Kunden. Viele Kunden, die Laser in ihren Systemen einsetzen wollen, sind nicht wirklich mit dem Bau von Kollimatoren, Faserkopplungen oder Ähnlichem vertraut, oder sie sind dazu nicht in der Lage, weil sie keinen Reinraum für die optischen Komponenten haben. Ursprünglich vertrieben meine Eltern Laserdioden und Linsen, dann baten uns unsere Kunden, diese zusammenzusetzen, und so begann das Geschäft mit den Kollimatoren. Dann wurden wir mit der Elektronik beauftragt, und so kamen die Module zustande. Einige Zeit später erkannten wir dann den Bedarf unserer Kunden an Glasfaseroptik und Faserkopplung, so dass wir vom Vertrieb von Einzelteilen wie den Kollimatoren zum Angebot von komplexen Systemen übergingen. Für die Herstellung dieser Module und Systeme kaufen wir die optischen Komponenten ein, die Elektronik und Mechanik wird von uns entwickelt.“
Wie gehen Sie mit der Konkurrenz aus Asien um?
„Wegen der Konkurrenz aus Asien, insbesondere aus China, haben wir mit Standardprodukten nicht mehr viel zu tun. In den letzten Jahren haben sie sich in Bezug auf Zuverlässigkeit und Qualität stark verbessert, und es ist für uns nicht einfach, beim Preis mitzuhalten. Deswegen setzen wir auf maßgeschneiderte Produkte.“
Was stellte Sie vor die größten Herausforderungen, als Sie alleiniger Geschäftsführer wurden?
„Es war eigentlich ein reibungsloser Übergang. Wir hatten fünf Jahre lang an der Übergabe gearbeitet, bevor ich das Unternehmen dann tatsächlich übernahm. Wir haben unter anderem eine
zweite Führungsebene mit einem CTO, CFO, COO und CSO etabliert. Das hat sehr gut funktioniert, weil wir die richtigen Leute hatten. Der CFO wurde kurz vor der Pensionierung meiner Mutter eingestellt, und die Positionen des COO und des CTO konnten mit langjährigen Mitarbeiter*innen besetzt werden.“
Welche Herausforderungen erwarten Sie für die Zukunft?
„Generell wollen wir auf dem Gebiet, in dem wir derzeit tätig sind, wachsen. Für die Zukunft sehen wir einen steigenden Bedarf an komplexeren Geräten und wir wollen uns auf diese Art von Produkten konzentrieren. Darum strukturieren wir unsere Fertigung um und setzen auf eine neue Produktionsstrategie mit Schwerpunkt auf Digitalisierung. Ziel ist es, den Kunden einen besseren Zugang zu den Fertigungsdaten zu ermöglichen. Je komplexer ein System wird, desto größer ist die Zahl der möglichen Probleme und desto schwieriger ist es, sie zu finden. Es ist wie in der Physik – je tiefer man in etwas einsteigt, desto komplexer wird es, aber es ist leichter zu verstehen, wenn man über die Daten verfügt. Eine zweite Herausforderung besteht darin, dass es viele Unternehmen gibt, sogar in Deutschland, die uns nicht kennen, weil wir in der Regel auf der Grundlage von Geheimhaltungsvereinbarungen arbeiten und für unsere Lösungen nicht werben dürfen. Wir müssen auf diese potenziellen Kunden zugehen, um ihre Bedürfnisse in Erfahrung zu bringen. Deshalb nehmen wir regelmäßig an EPIC-Veranstaltungen teil, auf denen wir mit potenziellen Kunden ins Gespräch kommen können – wobei zu bedenken ist, dass es im industriellen Bereich, insbesondere bei medizinischen Geräten, bis zu fünf Jahre dauern kann, bis sich ein Geschäft entwickelt.“