Brechen, 30.11.2023 (PresseBox) – Ab heute (30.11.2023) kann die erste börsennotierte Unternehmensanleihe der Leef Blattwerk GmbH, einem Pionier in der Herstellung klimaneutraler Palmblatt-Produkte, über die Zeichnungsfunktionalität der Börse Frankfurt gezeichnet werden. Die LEEF-Anleihe 2023/28 (ISIN: DE000A352ER1) hat ein Volumen von bis 5 Mio. Euro und wird jährlich mit 9,00 % verzinst. Die Zeichnungsphase über die Börse endet am 14.12.2023. Leef-Finanzvorstand Jens Christoph erklärt im Anleihen Finder-Interview, wofür die Anleihemittel verwendet werden sollen und wo die Palmblatt-Produkte zum Einsatz kommen.
Anleihen Finder: Hallo Herr Christoph, nach der Crowdfunding-Kampagne im Sommer, die wir interessiert begleitet haben, folgt nun schon die erste börsennotierte Anleihe-Emission von LEEF. Wo haben Sie derzeit Kapitalbedarf? Wofür sollen die bis zu 5 Mio. Euro konkret verwendet werden?
Jens Christoph: Wir haben bereits in der Kampagne im Sommer angekündigt, dass wir weiteres Kapital einwerben werden. Wir werden unsere Fertigungskapazitäten in Indien ausbauen, um die Nachfrage bedienen zu können. An unserem Hauptlieferanten halten wir bereits eine 10%ige Beteiligung, die wir ausbauen. Die Mittel fließen dann über eine Kapitalerhöhung in der indischen Gesellschaft in eine stärker zentralisierte Fabrikationsanlage. Diese Anlage dient neben der Erhöhung der Ausbringungsmengen auch der Überarbeitung der Produktionsprozesse. Diese werden hinsichtlich der Effizienz merklich verbessert und schaffen Raum für eine Erhöhung der Margen, aber auch für Preissenkungen im Markt, um größere Kundengruppen ansprechen zu können.
Das Management-Team von LEEF (v.l.): Eva Unruh, Jens Christoph und Claudio Fritz-Vietta
Anleihen Finder: Können Sie uns dazu die aktuellen und geplanten Produktionskapazitäten mit Zahlen unterlegen?
Jens Christoph: Mit den bestehenden Kapazitäten sind aktuell zwischen 7,5 und 10 Mio. Produkten p.a. realisierbar. Zwar ist hier der Ausbau ohne weiteres möglich, aber bedingt durch die geclusterte Struktur in der Herstellung hätte ein Ausbau keine Skalierungseffekte und würde keinerlei Effizienzverbesserungen mit sich bringen. Eine zentralisierte Produktion in der geplanten Größenordnung schafft bei Vollauslastung 30-35 Mio. Produkte und kann über die bestehende Clusterproduktion atmen. Die Zahlen sind natürlich abhängig von der Größe und Beschaffenheit der einzelnen Palmblattprodukten, wir rechnen hier mit Durchschnittswerten. Und die Produktionsanlage ist in der dann bestehenden Infrastruktur ausbaufähig.
Anleihen Finder: Warum haben Sie sich jetzt für den Weg auf den „großen“ Kapitalmarkt entschieden? Inwiefern ist LEEF eine echte Kapitalmarkt-Story?
„Wir bieten Lösungen für viele aktuelle Probleme und haben intern die Strukturen für das Wachstum geschaffen“
Jens Christoph: Wir haben uns entschieden, diesen Schritt jetzt zu machen, weil die Voraussetzungen gegeben sind. Wir bieten Lösungen für viele aktuelle Probleme und haben intern die Strukturen für das Wachstum geschaffen. LEEF ist als prozessorientiertes Unternehmen mit Sitz in Deutschland die ideale Schnittstelle zwischen modernen Anforderungen von Partnern in den Industrienationen und einer Produktion in einem aufstrebenden Schwellenland. Unsere Beteiligung beim Produktionspartner ist ausbaufähig und die Zeit für innovative Produkte hinsichtlich Plastikvermeidung und Klimaproblematik in der Industrie ist reif.
Anleihen Finder: Wo werden die LEEF-Produkte hergestellt? Wie verlaufen die Produktions- und Lieferketten und wie können wir uns die Zusammenarbeit mit Ihren indischen Partnern vorstellen?
Jens Christoph: Wir haben zu unseren indischen Produktionspartner nicht nur eine gesellschaftsrechtliche Verbindung sondern auch langjährige, enge Geschäftsbeziehungen. Sowohl wir als auch unsere indischen Partner können mit den kulturellen Herausforderungen, die es zweifelsohne auf beiden Seiten gibt, gut umgehen. Wir pflegen seit vielen Jahren Präsenzen beim jeweils anderen Geschäftspartner und sind regelmäßig zu Arbeitsbesuchen in Indien, aber werden auch in Deutschland besucht. Die Produktion ist aktuell breit geclustert, das ist quasi historisch gewachsen. Gemeinsam mit unseren Geschäftspartnern, werden wir die Produktionslinien deutlich verdichten und effizienter gestalten.
Anleihen Finder: Wie groß ist Ihr Produktportfolio, in welchen Bereichen sind Ihre Produkte gefragt und wo vertreiben Sie LEEF-Produkte? Wie groß ist generell der Absatzmarkt für Ihre Produkte?
Jens Christoph: Aktuell haben wir 128 mehr oder weniger generische Produkte in unserem Portfolio, produzieren aber auch individuelle Produkte für Einzelkunden. Die überwiegende Zahl der Produkte befindet sich im Segment des kompostierbaren Einweggeschirrs und der kompostierbaren Verpackungen. Aktuell eruieren wir aber auch Produkte im Non-Food-Segment und haben bereits vielversprechende Entwicklungsprojekte, unter anderem mit einem Entwicklungspartner und späteren Kunden aus der Kosmetikindustrie für eine größere Zahl von Verpackungslösungen.
Als Spezialist für das Material Blätter sind wir ja nicht an bestimmte Produktkategorien, Industrien oder Märkte gebunden. Unser Verarbeitungsprozess ist in vielem ähnlich dem klassischen Tiefziehen und ist ebenso vielfältig in dem, was man damit herstellen kann. Nur ist er eben sehr nachhaltig und klimafreundlich. Die Absatzmärkte, Anwendungen wie auch Zahl an Industriekunden dafür wachsen täglich. Wir merken, wie selbst große Konzerne hier endlich umdenken und auf uns zu kommen.
„Die überwiegende Zahl unserer Produkte befindet sich im Segment des kompostierbaren Einweggeschirrs und der kompostierbaren Verpackungen“
Anleihen Finder: Welche Vorteile haben die Produkte aus Palmblättern? Worin unterscheiden sie sich von anderen alternativen klimafreundlichen Produkten? Und warum setzen sich Ihre Produkte am Markt durch?
Jens Christoph: Wir verwenden das vermutlich einzige nativ klimaneutrale Material, das sich derzeit auf dem Markt befindet. Ein Blatt hat beim Wuchs CO2 gebunden, andere Materialien müssen überhaupt erst energie-, wasser- und CO2-intensiv abstrahiert, also hergestellt werden. Darüber hinaus benötigen wir in der Regel keinerlei Beschichtung, unser gesamter Prozess kommt ohne die Nutzung problematischer Chemikalien aus. Viele vermeintlich umweltfreundliche Alternativprodukte sind – wie Produkte aus Pflanzenfasern, z.B. Bagasse, also Zuckerrohrprodukte – weder fett- noch wasserresistent. Um das zu erreichen, werden per- und polyflourierte Verbindungen (PFAS) hinzugefügt, die zunehmend als hochproblematisch erkannt werden. Unser Material fällt ohne fremdes Zutun von der Palme. Was am Markt aber mindestens genauso wichtig ist: Unsere Produkte sind einfach schön, haben eine ansprechende Haptik, sind natürlich und alles Unikate. Die Ästhetik ist entscheidend.
Anleihe Finder: Wie gestaltet sich die aktuelle Auftragslage? An wen richten sich Ihre Produkte und wer gehört zu Ihren Kunden?
Jens Christoph: Unsere aktuellen Kunden sind Großabnehmer, Großhändler für die Gastronomie, aber auch Unternehmen, die einzelne Komponenten ihrer Produkte gegen nachhaltige austauschen. So produzieren wie neben unseren Food-Sortimenten z.B. Seifenkerne für die Firma nuud, deren Produktrest nach dem Aufbrauchen dann auf den Kompost können oder in der Biotonne entsorgt werden. Wir arbeiten aber auch mit Aggregatoren zusammen, die ganze Marktsegmente beliefern. Der Großteil wird von uns White Label ausgeliefert. Wir weiten gerade unsere Sales-Aktivitäten in die USA aus, auch nach Japan und in einige weitere Regionen. Wir müssen jedoch darauf achten, dass wir die Produktionskapazitäten bereitstellen, wenn dort die ersten Kunden in die Listing- und Compliance-Prozesse einschwenken. Ein neu gewonnener Kunde will auch beliefert werden und die Strukturen, die wir aktuell angehen, sind Volumenstrukturen.
Anleihen Finder: Wie sehen Ihre Finanzkennzahlen bis dato aus? Welche Umsätze und Gewinne generieren Sie mit Ihrer Geschäftstätigkeit bislang?
Jens Christoph: 2022 haben wir nach gut 60% Umsatzwachstum im Vorjahresvergleich 1,3 Mio. Euro Umsatz verzeichnet. 2023 werden wir ein ähnliches Niveau erreichen. Wir haben eine Marge, die bei deutlich über 20% liegt. Mit einer besser gesteuerten Produktion sind hier noch merkliche Sprünge nach oben möglich. Das betrifft insbesondere den Nonfood-Bereich, aber auch im Foodbereich lassen sich die Margen noch anpassen.
Anleihen Finder: Noch ist LEEF aber in den „roten Zahlen“, wann soll der Break Even bzw. die Gewinnzone erreicht werden und wie soll dies geschehen?
Jens Christoph: Den operativen Break Even planen wir Ende kommenden Jahres, hierfür brauchen wir die erweiterten Produktionskapazitäten. Unser Geschäft ist ein Volumengeschäft.
„Den operativen Break Even planen wir Ende kommenden Jahres“
Anleihen Finder: Wie können Sie Ihre aktuellen Verbindlichkeiten und die hinzukommenden Anleihe-Zinsen jährlich bedienen? Wie sehen Ihre Zinstilgungs- und Refinanzierungspläne für die Anleihe generell aus?
Jens Christoph: Wie schon erwähnt, lassen sich die Refinanzierungen aus künftigen freien Cash Flows bedienen. Die Voraussetzung hierfür sind eine planmäßige Strukturierung der Produktion, begleitet von Wachstum und einer Effizienzverbesserung in den Produktionsstrukturen. Der Markt für nachhaltige und klimafreundliche Verpackungslösungen und andere Konsumprodukte, die unsere Umwelt nicht belasten, wächst stark. Die Welt braucht Lösungen. Seit Jahren werden Lösungen zum Beispiel im Recycling diskutiert, aber in der Praxis finden sie nicht statt oder funktionieren in der Breite nicht. Wir bieten funktionierende Lösungen bereits heute an und sind Partner für jeden interessierten Geschäftspartner. Greenwashing wird immer mehr zu einem Problem derer, die nur kurzfristig denken und auf kurzfristige Gewinnmitnahmen zielen – wir sind die Partner für alle anderen und die werden täglich mehr.
Anleihen Finder: Wer sind die Gesellschafter des Unternehmens und inwiefern bringen sich diese ins operative Geschäft ein?
Jens Christoph: Neben den beiden Gründern und zwei Investoren aus den allerersten Stunden haben wir noch vier weitere Shareholder im Team, die in verschiedenen Phasen unseres Unternehmens hinzugekommen sind. Auch wenn dort zwei Unternehmen vertreten sind, haben wir im Grunde Privatinvestoren im Team, die die Gesellschaft über die letzten Jahre finanziell aufgebaut und unterstützt haben. Operativ spielen unsere Gesellschafter aber keine Rolle, sie kommen alle aus gänzlich anderen Branchen und Netzwerken.
Hinweis: Diese Interview erschien zunächst in der neuen Ausgabe des Anleihen Finder Newsletters (November-2-2023). Registrieren Sie sich hier für unseren kostenlosen Newsletter und seien Sie stets vorab informiert.
Anleihen Finder: Inwiefern wird LEEF von weltwirtschaftlichen Handels-Problemen wie etwa Transportverzögerungen o.ä. ausgebremst? Wie stabil sind die Beziehungen zu den indischen Partnern und wo sehen Sie weitere mögliche Risiken und Herausforderungen für Ihr Geschäftsmodell?
Jens Christoph: Das sind viele komplexe Themen in einer Frage. Transportprobleme, wie sie weltweit in der Logistikkrise aufgetreten sind, sind glücklicherweise aktuell wieder behoben. Sollten künftig einmal wieder neue Logistikthemen hochkommen, sind wir besser vorbereitet, haben nicht nur einen Carrier und auch mehrere Containerlieferanten. Da wir heute auch auf verschiedenen Routen unterwegs sind, sind wir auch hier nicht mehr so verletzlich. Aus Sicht des Risikomanagements haben wir hier viel nachgebessert. Die Beziehungen zu unseren indischen Geschäftspartnern könnten besser nicht sein, sie verstehen den Wachstumsprozess als eine Gemeinschaftsaufgabe und nicht umsonst bauen wir unsere Beteiligung mithilfe dieser Anleihe auch aus. Dass diese Gesellschaft nunmehr auch unter Leef India Products firmiert sagt, glaube ich, alles.
Die Herausforderungen in unserem Geschäftsmodell sind im Wesentlichen, die Wachstumsbereiche in ihren jeweiligen Kapazitäten zum richtigen Zeitpunkt aufzubauen. Die Produktionsvolumen und die Vertriebsvolumen müssen mit dem Bau dazwischen und in ihren Infrastrukturen möglichst kongruent wachsen.
Anleihen Finder: Welche Ziele wollen Sie mit Hilfe der Anleihe-Emission erreichen? Wo soll LEEF in 5 Jahren stehen?
„Das Kernelement ist der Produktionsaufbau, der über eine Kapitalerhöhung bei unserem Supplier erfolgt“
Jens Christoph: Wir haben das in diesem Interview schon hier und dort erwähnt, das Kernelement ist der Produktionsaufbau, der über eine Kapitalerhöhung bei unserem Supplier erfolgt. Parallel dazu wird natürlich Working Capital benötigt und wir müssen unsere Strukturen personell an die Größensprünge anpassen. Der Leitsatz unserer Vision lautet „We believe that sustainable
consumption is only possible in circular processes.“ Die Kreislaufwirtschaft wird demnach ein starker Treiber nachhaltigen Konsums sein. In fünf Jahren sehen wir LEEF in der weltweiten Führungsrolle für Produkte aus Palmblatt, nicht wie heute begrenzt auf einige Bereiche. Wir sind die Spezialisten für das Material Blatt – schon heute, aber in fünf Jahren wird es auch jeder wissen.
Anleihen Finder: Besten Dank, Herr Christoph.